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Chancen einer grenzüberschreitenden Spitalstrategie

2019 Ausgabe 4 Oktober Autor: Beat Tinner

Im Umkreis von wenigen Kilometern verfügen das Fürstentum Liechtenstein sowie die Region Sarganserland-Werdenberg über mehrere Spitäler und Spezialkliniken. Beeinflusst werden die Betriebsergebnisse durch vom Bundesrat vorgegebene Tarif-und Qualitätsvorgaben und neuerdings vom zunehmenden Anteil von ambulanten Eingriffen. Dadurch nehmen längere Aufenthalte in einem Spitalbett ab.

Im Kanton St. Gallen hat der Verwaltungsrat der Spitalverbunde vor über anderthalb Jahren Alarm geschlagen und aufgezeigt, dass die Ertragslage der Spitäler sich enorm verschlechtert und einzelne Spitalstandorte auf Dauer nicht gehalten werden können. Die Planbarkeit der Operationseingriffe verändert die Patientenströme. Man geht nicht ins Spital vor Ort, sondern lässt sich an einem Standort operieren, bei dem der beste Spezialist tätig ist.

Dieser Umstand lässt sich aus Unterlagen rund um die Abklärungen zur Spitalpolitik des Kantons St. Gallen ablesen. Im Oktober 2019 wird die St. Galler Regierung die Neuausrichtung der St. Galler Spitalpolitik in die Vernehmlassung geben. Diese veränderte Ausgangslage bietet dem Fürstentum Liechtenstein die Chance einer verstärkten Zusammenarbeit mit dem Spital Grabs. Durch eine solche Kooperation liessen sich beidseits des Rheins Synergien nutzen und Kosten reduzieren. Mir ist bewusst, dass auch der Kanton St. Gallen ein echtes Interesse an einer solchen Kooperation haben muss.

Diese existierte in der Vergangenheit übrigens einmal. Das Land Liechtenstein war im Verwaltungsrat des Spitals Grabs vertreten. Künftig wäre es eine Möglichkeit, Liechtenstein Mitwirkungsrechte einzuräumen und auf kantonaler Gesetzesstufe festzulegen. Dieses Vorgehen stellt eine echte Alternative zum Bau eines eigenen Regional-Spitals in Vaduz dar. Die Baukosten belasten den Staatshaushalt nicht. Hingegen werden die Betriebskosten und damit einhergehend eine zu tiefe Marge längerfristig den Steuerzahler belasten, so in Grabs wie in Vaduz. Ich bin überzeugt, dass sich die Liechtensteiner und St. Galler Regierungen über eine gemeinsame Stossrichtung in der Standortpolitik austauschen müssen. Gerne setze ich mich für eine gemeinsame Spitalstrategie ein.

Sonst droht ein Fiasko – sowohl in qualitativer Versorgungssicherheit als in finanzieller Hinsicht.

Mir ist bewusst, dass diese Überlegungen eines politischen Vertreters aus der benachbarten Schweiz als Einmischung verstanden werden können. Dem ist absolut nicht so. Als engagierter Politiker liegt mir eine erfolgsversprechende Zusammenarbeit mit dem Fürstentum Liechtenstein am Herzen. Ich weise in meiner politischen Arbeit sowohl im Kanton St. Gallen wie auch in Arbeitsgruppen auf schweizerischer Ebene immer wieder gerne auf die Interessen des Landes Liechtenstein hin. Nutzen wir die Chance und prüfen eine gemeinsame, länderübergreifende Strategie.

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