Hoi du - Archiv

PDF-Download

Deutsch pro Liechtenstein

2020 Ausgabe 2 Juli 2020 Autor: Harry Quaderer

von Harry Quaderer

Zur Abänderung des Bürgerrechtsgesetzes (Motion zur Einführung der Doppelten Staatsbürgerschaft bei Einbürgerungen) lief der Hohe Landtag wieder einmal zu Hochform auf. Wahlkampf, politisches Kalkül, Profilierungssucht oder Angst vor seiner eigenen Entscheidung?

Im März-Landtag hatte der Landtag diese Gesetzesvorlage mit 20 Stimmen verabschiedet und sie gleichzeitig auch mit 20 Stimmen einer Volksabstimmung zugeführt. Diese wird bekanntlich am 30. August stattfinden. Die Abgeordneten der Neuen Fraktion blitzten im März-Landtag mit einer Verschärfung der Vorlage, unter anderem einer Erhöhung der Anforderungen an die Sprachkenntnisse, mit 22 Gegenstimmen ab.

Von diesem klaren NEIN des Landtags liessen sich die Sprachkünstler der Neuen Fraktion nicht beeindrucken und versuchten, die genau gleichen Forderungen, die im März-Landtag abgelehnt wurden, im Juni-Landtag nochmals via einer parlamentarischen Initiative durchzusetzen. Verlangt wurden Sprachkenntnisse auf Maturaniveau und die Erhöhung der Einbürgerungsfrist für ausländische Ehegatten und eingetragene Partnerschafte von 10 auf 20 Jahre, wobei die Jahre während der Ehe doppelt zählen sollten. In ihren begleitenden Erklärungsversuchen zu dieser Initiative kam so ein richtiges Gefühl von «Fremdschämen» auf. Man hatte den Eindruck, dass die Herren der Neuen Fraktion den Film «Die Schweizermacher» als Quelle ihrer Integrationsziele herangezogen hatten.

Was nicht sein sollte, war nun auf einmal «fast» eingetroffen. Wäre der Landtag zu seiner Überzeugung vom März gestanden, hätte diese Initiative mit 20 Stimmen abgeschmettert werden müssen. Siehe da, sieben Abgeordnete der FBP-Fraktion schienen auf einmal einen Sinneswandel durchgemacht zu haben. Bekamen sie Druck aus ihren eigenen Reihen und mussten den erzkonservativen Flügel ihrer Partei bedienen? Sogar der Landtagspräsident versuchte krampfhaft zu erklären, dass es vielleicht doch besser wäre, nochmals von vorne zu beginnen. Hä? Vor zwei Monaten waren die Sachlage klar und auf einmal kommt der Wendehals dahergeflogen? Wie soll man das verstehen. Langer Rede kurzer Sinn: Die Initiative erhielt mit den drei Stimmen der Neuen Fraktion und sieben FBP-Stimmen doch keine Mehrheit.

Apropos Sprachkenntnisse auf Maturaniveau: Im Landtag lässt sich auch mit solchem Wortschatz debattieren:

potentionell
substantionell
Meden (Medien)
Institionen
kardologisch
Brämie
Konfrontion
rigional
essentionell
Kostenneuralität
Schangerschaften
subpfiniert
regristriert
Inizive (Initiative)
Reblik
Popoismus
rendieren
komolierend
Missbrauchspotentional
Karantäne

Wenn schon Landtagsabgeordnete kein Maturasprachniveau brauchen, dann ist das auch von Doppelbürgern nicht zu verlangen.

Zurück zur Übersicht