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Die Landwirtschaft serbelt, die Bürokratie boomt

2020 Ausgabe 3 September 2020 Autor: Werner Frommelt

von Werner Frommelt

Im Agrarbericht 2020 der Regierung ist zu lesen, dass die hiesige Landwirtschaft mit 104 direktzahlungsberechtigen Betrieben, ein Drittel der Landesfläche bewirtschaftet und 72 Prozent ihres Einkommens durch staatliche Zuschüsse in der Höhe von insgesamt CHF 13 Millionen generiert. Der grösste Teil der CHF 13 Millionen fliesst an Landwirte im Flachland, die ihre grossen, von der VBO und Regierung bevorzugten Betriebe nur mit staatlicher Unterstützung und immer mehr mit computerisierten Melkanlagen (ebenfalls subventioniert) betreiben können. Milch wird von knapp 40 Bauern zum grössten Teil mit Futtermais und importierten Kraftfutter produziert.

Es gibt auch eine Subvention mit dem Namen RAUS. Landwirte bekommen finanzielle Unterstützung, wenn sie ihr Vieh regelmässig aus dem Stall rauslassen. In vielen Fällen kann das Vieh aber nur auf der Betonplatte vor dem Stall verweilen. Zuschüsse, die letztlich dem Tierwohl dienen sollen, dürften m.E. nur dann vergeben werden, wenn das Vieh auch wirklich DRAUSSEN ist bzw. draussen sein kann, wann es will.

Letzthin war in den Zeitungen zu lesen, dass die Bauern im kommenden Jahr wegen Schädlingsbefall nicht auf den gleichen Flächen Mais anbauen dürfen wie dieses Jahr. Der Maiswurzelbohrer, ein kleiner Käfer, bedroht die Türken-Monokulturen. Das könnte doch ein Anlass sein, über eine Neuausrichtung der Milchwirtschaft nachzudenken. Warum wird in Liechtenstein nicht ausschliesslich Heumilch produziert? Das wäre bestimmt ökologischer, als den Kühen Silomais und Soja-Kraftfutter aus Übersee vors Maul zu werfen. Für unser Land, das sich ja selber als Bio-Weltmeister betrachtet, wäre es nicht mehr als konsequent, wenn Rinder und Kühe auf Weiden Gras fressen könnten bzw. im Winter nur mit Heu gefüttert würden.

Nicht ganz klar ist im Bericht dargestellt, wie viel von den vorgesehenen 6 Millionen Franken zur Verbesserung des Einkommens an die hart arbeitenden Bergbauern und wie viel an die vom Staat gewünschten grossen, hoch technologisierten Betriebe geht, die somit noch mehr von Unterstützung abhängig gemacht werden und dadurch auch leichter vom Staat gesteuert werden können.

Auch ist mir ein Rätsel, dass 530‘000 Franken ausreichen sollen, um die Berggebiete und Hanglagen, die immerhin zwei Drittel unserer Landesfläche ausmachen und von unseren Bergbauern durch harte körperlicher Arbeit im unwegsamen Gelände bewirtschaftet werden. Die Bauern bewahren mit ihrer Arbeit auch unsere Dörfer und Naherholungsgebiete vor Muren und Erdrutschen.

Gleichfalls ist mir ein Rätsel, dass für die vom Staate so hoch gelobte Alpwirtschaft auf 1‘700 Hektaren Alpfläche 750‘000 Franken genügen sollen, um die wunderschönen Alpweiden von Verbuschung und Murgängen zu schützen. Das ergibt pro Hektar gerade mal 441.17 Franken. Alpwirtschaft ist Knochenarbeit, die hauptsächlich von Hand ausgeführt werden muss.

Im Vergleich dazu wird die VBO und die Stiftung Agrarmarketing sowie weitere Organisationen, die von der Klaus Büchel Anstalt Mauren geführt werden, mit 820‘000 Franken bezuschusst.

Es ist wohl richtig, dass Subventionsempfänger auch kontrolliert werden und an die Leine genommen werden. Es ist aber nicht einzusehen, warum die Bürokratie, welche die Leine hält, auch noch mehr Geld bekommt als die Bauern, welche die eigentliche Arbeit machen. Die Bürokratie und die daraus resultierenden Schikanen werden unverhältnismässig finanziert.

Ein Schelm, wer Böses denkt: Die Kleinen lässt man arbeiten, dafür werden die Bürokraten übermässig gefördert.

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