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Düster Wirtschaftsprognosen weltweit. Auch für Liechtenstein?

von Ivo Kaufmann

Der weltweiten Konjunktur werden aufgrund des abrupten Herunterfahrens der weltweiten Wirtschaft (Lockdown) düstere Wirtschaftsprognosen vorausgesagt. So erwartet der IWF (Internationaler Währungsfonds) «vermutlich die grösste Rezession seit der grossen Depression in den 1930er Jahren» und das SECO, die Expertengruppe des Schweizer Bundes für Wirtschaftsprognosen, erwartet für 2020 den stärksten Rückgang des BIP (Bruttoinlandsprodukt) seit Jahrzehnten.

Um die Wirtschaftskrise abzufedern, greifen die Regierungen weltweit tief in die Staatskasse und die Notenbanken drucken zusätzlich neues Geld in nie dagewesenem Ausmass. Wie gefährdet die heutige Konjunkturlage einzuschätzen ist, zeigt die Tatsache, dass die Staatsverschuldung auf das Niveau während des Zweiten Weltkriegs nach oben getrieben wird. Konkret heisst dies nichts anderes, als dass sich Staaten und private Unternehmen weiter verschulden. Schulden, die eines Tages zurückbezahlt oder abgeschrieben werden müssen.

Natürlich kann niemand vorhersagen, in welchem Ausmass sich Corona letztendlich auf Konjunktur und Wirtschaft auswirken werden. Dafür gibt es lediglich Konjunktur-prognosen (ausser in Liechtenstein?), die wohl noch weniger genau sind als die Wetterprognosen für die übernächste Woche.

In Liechtenstein sind 11‘000 Angestellte in Kurzarbeit. Das bedeutet, dass ein Viertel aller Beschäftigten zwischenzeitlich zu wenig Arbeit hat und viele von ihnen ihre Stelle verlieren werden. Dies wird sich nicht so rasch ändern, denn einzelne Industriebetriebe haben die Kurzarbeit bereits bis Ende September verlängert. Es wäre nun Auftrag der Regierung, das Volk über die zu erwartenden Kosten zu informieren, wie es z.B. unser Nachbarland Schweiz laufend macht. So wäre es interessant zu erfahren, wie viel uns die 11‘000 Kurzarbeiter bei einem monatlichen Durchschnittslohn von CHF 6‘603,00 hinsichtlich geringerer Einnahmen des Staates und dessen Sozialwerke kosten werden.

Eigentlich eine relativ einfache Rechenarbeit, zumal wir hierfür ein Amt (Amt für Statistik) haben, bei welchem die Daten bereits vorliegen oder laufend neu erfasst werden.

Die Finanzkrise 2008/2009 und deren nachfolgende Auswirkungen auf unseren Staatshaushalt bescherte uns in der Landesrechnung 2010 ein negatives Betriebsergebnis von CHF 215 Mio. und konnte in den Folgejahren nur mittels einschneidenden Sparpaketen eingedämmt werden. Dabei wird die Finanzkrise 2008/2009 nur als ein Klacks gegenüber der Corona-Krise bezeichnet. Braucht es also in den nächsten Jahren wieder Sparpakete oder Steuererhöhungen oder gar beides?
Es wäre daher wünschenswert, wenn auch unsere Regierung sich allmählich mit den finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise auf unseren Staatshaushalt und das Sozialsystem befassen würde. Wichtiger scheint Regierung und Landtag jedoch das Mobilitätskonzept 2030 zu sein, mit einem S-Bahn-Projekt für CHF 71,3 Mio. und jährlichen Folgekosten von ca. CHF 2 Mio.
Gerade in unsicheren Zeiten mit geringeren Staatseinnahmen sollten zukünftige Investitionen vermehrt auf ihre Nachhaltigkeit geprüft werden. Bleibt zu hoffen, dass die Berechnungen der zusätzlichen Ausgaben aller Staaten aufgrund der Corona-Krise, die sich auf weltweit 30-35 Prozent des BIP oder etwa USD 30‘000 Mrd. belaufen sollen, nicht bewahrheiten. Das würde nämlich für Liechtenstein bei einem BIP im Jahr 2017 von CHF 6,5 Mrd. satte CHF 2 Mrd. Mehrausgaben bedeuten, die Corona zusätzlich verursachen würde. Dies entspräche in etwa den derzeitigen Staatsreserven.

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