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EDITORIAL

2019 Ausgabe 2 Juni Autor: Pio Schurti

Am 25. Februar 2008 hielt die damalige Bundesrätin Doris Leuthard, am ersten Businesstag einen Vortrag über «Zauberquoten statt Quotenzauber – Die Frauen auf dem Weg in die Chefetagen». Die damalige Regierungsrätin Rita Kieber-Beck hatte das Patronat für den Businesstag, der dem Thema «Female Business – heute und morgen» gewidmet war, übernommen. Unter den Rednerinnen am Businesstag war u.a. auch die Headhunterin Aurelia Frick.

Irgendwann im Verlauf dieser Veranstaltung stand Bundesrätin Doris Leuthard, Regierungsrätin Rita Kieber-Beck und Headhunterin Aurelia Frick zusammen auf dem Podium und strahlten in die Kamera. Etlichen Businesstag-Besuchern fiel auf, dass die Headhunterin Aurelia Frick mindestens so gut, wenn nicht besser, lächeln und strahlen konnte wie Leuthard und Kieber-Beck. Es kam die Frage auf:«Wäm ghöört denn dia?»

Aurelia Frick kommt aus schwarzem Haus. Das merkte auch die FBP, die Schwarzen, deren Präsident 2008 Marcus Vogt war. Im Herbst 2008 stellte die FBP Aurelia Frick als Regierungsratskandidatin vor. Für manche war das ein bisschen seltsam, weil Aurelia Frick bis dahin politisch in keiner Weise in Erscheinung getreten war. Sie war politisch ein unbeschriebenes Blatt. Aber sie konnte und kann sehr gut auftreten. Obwohl sie bis dahin noch kein politisches Amt innegehabt oder auch nur als schwarze Parteigängerin in irgendeiner Form in der FBP mitgearbeitet hatte, wurde sie von der FBP als Regierungsratskandidatin nominiert.

Im Dezember 2008 legte Aurelia Frick ihr Mandat als Direktorin der K1 Fund Distribution nieder. In Deutschland hatten Ermittlungen gegen Helmut Kieners K1 Fonds begonnen. (Beim Kiener-Skandal handelt es sich um einen der grössten Betrugsfälle in der deutschen Geschichte. Rund 5000 Kleinanleger und Banken sollen um ca. 300 Millionen Euro geprellt worden sein. Notabene: Aurelia Frick kam zwar wegen ihrer Funktion als Direktorin der K1 Fund Distribution in die Schlagzeilen, wurde aber nie angeklagt.) Als Begründung für diese Amtsniederlegung erklärte Aurelia Frick, dass ihre Bitten um Informationen zur Geschäftstätigkeit der K1 nur unbefriedigend beantwortet worden seien.

Mittlerweile, im zehnten Jahr als Regierungsrätin, sieht sich Aurelia Frick mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert. Die Geschäftsprüfungskommission des Landtags (GPK) wirft ihr vor, sie habe Fragen zu verschiedenen Ausgaben für Beratungsdienstleistungen nur zögerlich und unvollständig beantwortet.

Die Unabhängigen legten ihr nahe, Verantwortung zu übernehmen und zurückzutreten. In den Medien, nicht zuletzt im Volksblatt, dem «Parteiblatt» der FBP, hiess es sogleich, die Unabhängigen hätten den Rücktritt gefordert. Aurelia Frick reagierte mit was man als Flucht nach vorne bezeichnen könnte: Ein Rücktritt komme gar nicht in Frage. Im Gegenteil: Sie habe Lust bekommen, als Regierungschefkandidatin anzutreten.

Das FBP-Präsidium (Parteipräsident seit Februar 2019 wieder Marcus Vogt) reagierte etwas heftig auf Fricks Aussage im Radio. Grundsätzlich sei es jeder Liechtensteinerin und jedem Liechtensteiner unbenommen, die Ambition zu entwickeln, Regierungschefin oder Regierungschef werden zu wollen. Das gelte auch für Aurelia Frick. In der Fortschrittlichen Bürgerpartei gebe es aber statutarisch definierte Strukturen und Gremien, die Nominationen für Ämter durchführen. An diesen Gremien führe kein Weg vorbei. Sich selber zu nominieren sei nicht möglich. Und: Die Chance für Aurelia Frick, innerhalb der Gremien der FBP für das Amt der Regierungschefin nominiert zu werden, seien praktisch aussichtslos.

Allerhand. Im Jahr 2008 baute die FBP den damaligen politischen Nobody Aurelia Frick als Regierungsrätin auf. Mit Erfolg. Gut zehn Jahre später scheint das Vertrauen der Partei in ihre Ministerin zerstört. Es wird eine ausserordentliche Landtagssitzung geben, in welcher die Ministerin «die Hosen runterlassen» und Transparenz schaffen müsse (Regierungschef Adrian Hasler). Sacha git’s. zu vermarkten.

Naja, wir mögen nicht mehr wissen, wer wir sind, aber wenigstens stellen wir noch einen Standort dar.

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