Hoi du - Archiv

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EDITORIAL

2018 Ausgabe 4 Oktober Autor: Pio Schurti

Das vorliegende «hoi du» ist grösstenteils dem Referendum «Tour de Ski vor’s Volk!» gewidmet. Wie der Name, den die «Anzettler» des Referendums gewählt haben, aussagt, soll das Volk entscheiden können, ob zum Jahreswechsel 2019/2020 und 2020/2012 je eine Etappe der Langlauftournee «Tour de Ski» im Vaduzer Städtle ausgetragen wird.

«Tour de Ski vor’s Volks!» Dieser Aufruf geht eigentlich zu weit, wir können und werden nur darüber abstimmen, ob Liechtenstein für die Durchführung zweier Langlauf-Weltcuprennen CHF 800’000 ausgeben soll.

1743 Landesangehörige haben mit ihrer Unterschrift zum Ausdruck gebracht, dass sie den Finanzbeschluss des Landtags, für die Austragung zweier Langlaufskirennen im Städtle Vaduz CHF 800’000 auszugeben, nicht einverstanden sind bzw. sie wollen zumindest, dass das Volk entscheidet. Niemand, der das Referendum mit seiner Unterschrift unterstützte, hat einfach argumentiert, CHF 800’000 seien zu viel. Der Betrag wurde immer in Relation gesetzt. Fast eine Million für einen Sportanlass, aber keine Erhöhung der AHV – solche Vergleiche werden gezogen.

Für viele Leute ist es auch ganz einfach Unfug, im Steg Kunstschnee zu produzieren, um diesen dann im Vaduzer Städtle zu einer Loipe zu verarbeiten. Wir erlebten einen überdurchschnittlich warmen Sommer. Es war so trocken, dass manche Alpen per Helikopter mit Wasser für die Rindviecher versorgt werden mussten. Im Sommer «lupfen» wir das Wasser per Helikopter ins Berggebiet und im Winter karren wir lastwagenweise künstlichen Schnee ins Tal? Das ist doch verrückt.

Muss man wirklich alles machen, nur weil‘s möglich ist? Dem Liechtensteinischen Skiverband war offensichtlich sehr bewusst, dass es sehr viele «grüne» Argumente gegen die Durchführung der «Tour de Ski»-Rennen in unserem Land gibt. In seinem Antrag an den Landtag gab sich der LSV denn auch grösste Mühe zu erklären, wie bzw. warum die Durchführung dieser Langlaufrennen in Vaduz ökologisch vertretbar seien. Kurz zusammengefasst: den Kunstschnee aus dem Steg nach Vaduz zu karren sei ökologisch gesehen weniger belastend als tausende von Langläufern und Zuschauern in den Steg fahren zu lassen.

In den letzten Tagen war zu lesen, dass der LSV als Veranstalter eine ökologische Vorreiterrolle einnehmen und die Tour de Ski als erstes «Green Label»-Event in Liechtenstein durchführen wolle. Anstatt Müllberge und Verkehrslawinen zu verursachen, würden sich «Green Events» durch erhöhte Energieeffizienz, Abfallvermeidung und umweltschonende An- und Abreise der Gäste auszeichnen. Dieses Label wolle der LSV auch bei weiteren Veranstaltungen beibehalten.

Wer bis dahin dachte, dass CHF 800‘000 vielleicht etwas viel Geld sei für so einen Anlass, aber sonst keinen Grund sah, die Durchführung der Tour de Ski in Liechtenstein abzulehnen, bekam nun einen Grund: Gibt es etwas «Ungrüneres» als im Berggebiet Kunstschnee zu produzieren, um im Tal einen Zirkus zu veranstalten. Und so eine vollkommen «ungrüne» Veranstaltung wollen sie einem auch noch als «green event» verkaufen?

Der Landtag folgte der Argumentation des LSV. Eher knapp, mit 14 Stimmen, bewilligte er den Verpflichtungskredit von CHF 800’000 für die Austragung zweier Langlaufrennen im Städtle. Für viele kam dieser Landtagsentscheid überraschend. Sie hatten erwartet, dass die Abgeordneten so einem Unsinn nicht zustimmen würden.

Die drei Gemeinderäte der Unabhängigen, Ivo Kaufmann (Triesen), Peter Laukas (Eschen) und Jack Quaderer (Schaan), spürten, dass man in den Gemeinden mit dem Landtagsentscheid gar nicht glücklich war. Sie ergriffen das Referendum. Das heisst, die Gemeinden greifen korrigierend in die Landespolitik ein.

So ist sie, unsere Direkte Demokratie. Wenn’s uns wichtig ist, verlassen wir uns nicht auf die Landtagsabgeordneten, sondern entscheiden selber.

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