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Ein fortschrittlicher Konservativer

2021 Ausgabe 1 Januar 2021 Autor: Pio Schurti

Caspar Hoop, Eschen

«Manchmal kommt mir vor», sagt Caspar Hoop, «unser gesellschaftliches Leben wird immer zweidimensionaler. Das Leben findet vielfach nicht mehr in der direkten Begegnung mit andern statt. Wir leben und arbeiten immer mehr im virtuellen Raum und ohne dauerndes Handy-wischen scheint den Leuten etwas zu fehlen.»

Die gegenwärtige Situation gibt Caspar natürlich recht. Sogar der Wahlkampf wurde praktisch ganz in den virtuellen Raum verlegt. «Wie kann man als Wähler einem Politiker noch so richtig auf den Zahn fühlen, wenn man ihn nicht mehr treffen und mit ihm reden kann?», fragt sich Caspar Hoop. Er ist alles andere als glücklich über diese Situation und möchte unser gesellschaftliches Leben und auch die Politik möglichst dreidimensional im Austausch mit den Menschen gestalten.

Ohne Exaktheit und analytisches Denken geht es in Caspars Beruf nicht. Konkret hat er in seiner Firma lange Jahre Mess- und Sortierautomaten gebaut, die weltweit im Einsatz sind. In jüngster Zeit hat er mit einem Geschäftspartner einen neuen Geschäftszweig angefangen, nämlich das Vakuum-Guss-Verfahren für die Herstellung von Prototypen, Design- und Funktionsmodellen aus verschiedenen Kunststoffen.

Auf die Frage, warum er als Ingenieur sich überhaupt in der kaum berechenbaren Politik abmühen will, antwortet Caspar Hoop: «Weil es interessant ist und in der Politik ein möglichst breites Spektrum der ganzen Bevölkerung in der Volksvertretung vertreten sein sollte, also auch Naturwissenschaftler, Techniker, Ingenieure etc. Auch sie sollten ihr Fachwissen und ihr spezielles Können einbringen und die Zukunft mitgestalten.»

Caspar ist überzeugt: «Ich denke, der Erfindergeist und die Problemlösungsstrategien von Wissenschaftlern und Ingenieuren könnten auch in der Politik vieles bewegen. Es ist nicht sinnvoll, wenn Wissenschaftler und Techniker die Politik zum Beispiel nur den Politologen und Juristen oder Bürokraten überlassen.»
«Unbestritten ist doch, dass nicht zuletzt Fortschritte in Wissenschaft und Technik uns Wohlstand, ein angenehmes tägliches Leben gebracht haben, was vielfach als selbstverständlich angenommen wird», hält Caspar fest.

Doch diese Fortschritte hätten nicht nur Vorteile gebracht. Die Politik und das gesellschaftliche Zusammenleben hätten mit der positiven technischen Entwicklung nicht Schritt halten können. Trotz Innovationsfreude und Offenheit für technische Entwicklungen ist Caspar Hoop eigentlich ein Mann der alten Schule. Das ist kein Widerspruch. Er ist konservativ, aber ganz gewiss nicht altmodisch. Er ist ein Bewahrer, weiss aber als Ingenieur, dass nichts so beständig ist wie der Wandel. Das Leben strebt nach dem Neuen, Besseren.

«Zwischenmenschlich», sagt Caspar, «sind wir stecken geblieben oder haben sogar Rückschritte gemacht.» Es sei doch paradox, dass ausgerechnet in unserer Zeit, in welcher uns zig Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen, die gegenseitige Verständigung immer schwerer falle. Man sei dauernd online, höre und sehe dauernd Nachrichten aus aller Welt, auch viele unnütze Informationen, aber gleichzeitig zerfalle die Gesellschaft in immer mehr Gruppierungen, die einander nicht mehr verstehen oder einander gar misstrauen.

Als Mensch mit einem humanistischen Weltbild beschäftigen ihn auch wirtschaftliche, sozial- und gesellschaftspolitische Entwicklungen, weltweit wie auch in Liechtenstein, die am Horizont zu sehen sind und die ihn nicht optimistisch stimmen. Wie er sagt: «Liechtenstein ist keine Insel.»

Als Unternehmertyp, der seit über 30 Jahren Höhen und Tiefen der Selbstständigkeit mitgemacht hat, ist es Caspar ein Bedürfnis, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen und seine Erfahrungen, auch aus fremden Ländern, einzubringen. Er war schon immer politisch interessiert und engagiert. Als Berufsmensch hat er, anstatt in den Ruhestand zu gehen, mit etwas Neuem angefangen. Auch politisch sieht er die Zeit für seine Pensionierung noch nicht gekommen. Im Gegenteil: Jetzt möchte er seine vielschichtige Erfahrung als Volksvertreter zum Wohle der Allgemeinheit einbringen. (ps)

 

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