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«Ich bin Unternehmer, kein Unterlasser»

2021 Ausgabe 1 Januar 2021 Autor: Pio Schurti

Gregor Ott, Schaan

Auf ersten Blick ist man vielleicht geneigt, Gregor Ott als «Körnlipicker» oder Grünen der ersten Stunde einzuordnen, da er einen Bart trägt. Damit folgt er aber weder dem Vorbild eines Alpöhis noch dem Trend der letzten Jahre. Hinter Gregors Bart steckt eine ganz andere Geschichte: Das erste Mal liess er sich den Bart im November vor etwa 15 Jahren wachsen, als er in Australien beim Fundraising zugunsten der Erforschung und Vorbeugung von Prostatakrebs mitmachte. Down Under – wie auch in rund 20 anderen (meist anglophonen) Ländern – lassen sich Männer im «Movember» den Schnauz (moustache) oder Bart wachsen und sammeln so Spenden zugunsten der Förderung der Männergesundheit. Gregor zeigte so seine Solidarität und fand dann Gefallen an seiner Gesichtsbehaarung, die mit den Jahren zu einem stattlichen Bart heranwuchs.

Die Auslanderfahrung veränderte Gregor nicht nur äusserlich, sein langer Aufenthalt und mehrere ausgedehnte Reisen in Australien lehrten ihn noch einiges mehr. In Australien sei er kontaktfreudiger, offener geworden. «Schon am ersten Tag in Australien fiel mir auf, dass die Australier sich schon bei der ersten Begegnung mit einem wildfremden Menschen auf ein Gespräch einlassen», erinnert sich Gregor. Die Australier seien aber keineswegs einfach nur neugierig oder oberflächlich, sie interessierten sich echt für die Menschen: «In Australien fühlt man sich schnell wohl und aufgenommen.»

Dies habe er erst gemerkt, als er wieder nach Liechtenstein zurückkehrte. Wie viele andere machte er die Erfahrung, dass man Kulturschocks nicht «in der Fremde» erlebt, sondern wenn man wieder nach Hause kommt. «In Liechtenstein hatte ich das Gefühl, dass mich manche Leute komisch anschauten, wenn ich bei einer ersten Begegnung ähnlich gesprächig war, wie ich es mir in Australien angewöhnt hatte», erinnert sich Gregor. Durch seine Auslanderfahrungen habe er die Liechtensteiner und somit wohl auch sich selber besser kennengelernt.

Während des Interviews erwähnt er mehrmals in unterschiedlichen Zusammenhängen, die Liechtensteiner seien «keine lauten Leute». Da hat er wohl recht. Der hiesige Menschenschlag ist vergleichsweise zurückhaltend, gibt sich eher bedeckt. «Vielleicht ist das ein Erbe, das wir von einem der ältesten Liechtensteiner, dem Neid, bekommen haben», meint Gregor. Da wolle man vielleicht lieber nicht allzu offen zeigen, «was man hat», um ja keinen Neid zu wecken. «Vielleicht, sagt Gregor, will oder muss man in einem kleinen Land wie Liechtenstein die Privatsphäre mehr schützen als in einem grösseren Land, in dem man anonym ist oder gar in der Menge untergeht.»

Das stellt sich die Frage, warum Gregor denn in die Politik will? «Ich will, dass es Liechtenstein gutgeht und ich bin bereit, einen Beitrag zu leisten», erklärt Gregor. In Schaan kennt man Gregor denn auch als engagiertes Mitglied der Kultur- und Wahlkommission. Er bringt seine Ideen ein und packt gerne mit an, egal was es zu tun gibt. Oder in seinen Worten: «Ich bin ja Unternehmer, kein Unterlasser.»

Auch privat ist Gregor ausgesprochen «unternehmungslustig». Das ist allein aus seinem Bildungsweg ersichtlich. Ursprünglich machte er eine Lehre als Polymechaniker mit Berufsmaturität und war mehrere Jahre auf diesem Beruf tätig. Daneben bildete er sich zum technischen Kaufmann und dann zum Marketingplaner weiter. Über das Marketing geriet er dann in die Gesundheitsbranche. Seit ein paar Jahren ist er Inhaber eines Handelsgeschäfts für natürliche Nahrungsergänzungs- und Gesundheitsprodukte. Unter anderem produziert und vertreibt er Kissen mit einer Arven-Schafwoll-Füllung für einen tiefen und erholsamen Schlaf.

Je mehr man im Gespräch über Gregor Ott erfährt, umso mehr bestätigt sich der erste Eindruck, den man von ihm hat: Gregor ist ein ausgesprochener Individualist mit einer ausgeprägten sozialen Ader. (ps)

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