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Politisches Selfie

2021 Ausgabe 1 Januar 2021 Autor: Pio Schurti

Pio Schurti, Triesen

Kandidiert man für den Landtag, muss man sich ausweisen und vorstellen. Zuerst wird die Identität eines jeden Kandidaten amtlich festgestellt. In meinem Fall sah das so aus: Pio Schurti, geb. 8. Juni 1964, wohnhaft in Triesen, neu (als Kandidat). Dazu gibt es ein Portraitfoto, das für einen Ausweis nicht geeignet wäre (für ein Passfoto darf man bekanntlich weder in die Kamera lächeln noch vor einem Hintergrund stehen).

Um sich den Wählerinnen und Wählern vorzustellen, wäre ein Selfie vor einem passenden Hintergrund natürlich besser geeignet. Auf den wenigen Selfies, die ich gemacht habe, bildet die Natur den Hintergrund, meist eine Berglandschaft oder ein Gewässer, oft sind auch Tiere im Bild. Ich mag‘ Tiere.

Die Natur wirkt immer im Hintergrund – natürlich bei uns allen. Die Natur hat auch meine Weltanschauung geprägt. Die Natur ist nicht einfach die Umwelt, die wir zu schützen haben, wir sind Teil der Natur, sie ist Mitwelt. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass ich Wildnis einem gepflegten Garten vorziehe. Die alte Lehre «Macht euch die Erde untertan» ist mir genauso suspekt wie etwa das moderne «Wildtiermanagement».

Nicht von ungefähr wurde ich durch ein Naturthema «politisiert». Noch als Teenager sammelte ich Unterschriften, als eine Gruppe das Referendum gegen neue Waldstrassen ergriff. (Übrigens: Wir waren erfolgreich. Die Triesner lehnten die neuen Waldstrassen ab.)

Ebenfalls noch bevor ich das Stimm- und Wahlrechtalter erreicht hatte, engagierte ich mich in der Bildungspolitik. Ich ging nicht nur immer gerne in die Schule, sondern befasste mich als Klassen- oder Schulsprecher auch mit Schulreformen. Ich hatte immer den Eindruck, dass sich die Bildungsbehörden gerne selber gute Noten geben, obwohl gute und motivierte Lehrer die entscheidende Voraussetzung sind für gute Schulen sind. Weshalb gelingt es nicht, mehr junge Studierende für den Lehrerberuf zu begeistern bzw. im Beruf zu halten? Es ist die überbordende Bildungsbürokratie, die nicht zuletzt den guten Pädagogen ihren Beruf verleidet.

Die Sorge um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Hoffnung auf eine gute Bildung und eine sinnstiftende Arbeit für die Jugend beschäftigt jede Familie. Nicht umsonst scheint die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der grosse Hit bei allen Parteien zu sein. Man fragt sich dann einfach, weshalb wir noch keine Ganztagesschulen haben, die ihren Namen verdienen, und Kitas noch immer kostenpflichtig sind.

Die Koalitionsparteien haben im Dezemberlandtag bewiesen, dass sie entweder nicht fähig oder nicht willens sind, längst erkannte Probleme zu lösen. Seit Jahren kennt man z.B. Möglichkeiten, wie die AHV saniert werden könnte, allein es fehlt der Mut. Anstatt eine echte Lösung zu verabschieden, bewilligte der Landtag einfach mal 100 Mio. Franken und delegierte die Sanierung der AHV an den neuen Landtag. Das muss man leider als typisch liechtensteinisch bezeichnen: Solange Geld da ist, stopft man Löcher einfach mit Geld, ohne die Probleme dahinter zu lösen.

Im Bereich Gesundheit nimmt zurzeit die «Corona-Pandemie» unser aller Aufmerksamkeit in Beschlag. Die Massnahmen am Anfang waren wohl richtig und abgestimmt mit unseren Nachbarn. Das Geraune, ob Masken etwas nützen oder nicht, dann die – wie sich herausstellte – zu früh bewilligten Grossveranstaltungen im Sommer und zuletzt das Werweissen wegen der Impfkampagne haben wenig geholfen, die Menschen zu einem vernünftigen Handeln und gegenseitiger Rücksichtnahme zu bewegen.

Land und Gemeinden haben sich verpflichtet: Allen, die wegen der Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie schwere ökonomische Einbrüche erleiden müssen, soll geholfen werden. Wir müssen Land und Gemeinden beim Wort nehmen.

So sieht, grob skizziert, der politische Hintergrund, hinter meinem Selfie aus.

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