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Referendumskomitee – 1. Ökologisch gesehen einfach birraweich!

2018 Ausgabe 4 Oktober Autor: Jack Quaderer

Viele hatte gehofft oder darauf vertraut, dass der Landtag diesen ökologischen Unsinn sowieso abschmettern würde. Doch wer so dachte, hatte die Rechnung ohne Thomas Lageder, Johannes Kaiser und Eugen Nägele gemacht. Wer die Landtagsdebatte auch nur mit wenig Aufmerksamkeit verfolgte, bekam die Wendungen und Drehungen des Johannes Kaiser mit. Er brachte zuhauf Gründe vor, die eigentlich gegen die Durchführung der Langlaufrennen sprechen – nur um am Schluss dann doch noch dem Kredit zuzustimmen. Könnte sein, dass er eine Möglichkeit sah, dass über ein Aufträglein von den CHF 800‘000 wenigstens ein paar Rappen zu ihm rübergeschoben werden könnten?

Bei Eugen Nägele liegt die Sache ein wenig anders. Sein Schwager ist ein bekannter Sportvermarkter. Die Organisatoren versuchen ja schon jetzt, der Bevölkerung die geplanten Sportanlässe als erstklassige Marketing-Events zu verkaufen. Offensichtlich hat bei Eugen Nägele diese Vermarktungsargument Wirkung gehabt.

Am meisten staunte ich über den weissen Ökoguru Thomas Lageder. Er hätte am liebsten schon längst das Autofahren verboten und das ganze Land mit Schienen erschlossen, fand aber, dass der Transport von künstlich erzeugtem Schnee vom Steg nach Vaduz ökologisch gesehen besser sei, als die Rennsportler, Medienleute und Zuschauer in den Steg fahren zu lassen.

Wär‘ auf solche Sportgrossanlässe zu verzichten nicht am ökologischsten? Verstehe, wer will, dass man ökologische Grundsätze für Spiel und Spass einfach so über Bord werfen kann. Wie man‘s halt grad braucht.

Der Landtag stimmte mit 14 zu 11 der Vorlage zu. Das ist eher knapp. Nun stand für mich fest: Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, dagegen wird das Referendum ergriffen.

Da der LSV als Veranstalter der Tour de Ski-Etappen in Liechtenstein hundertprozentige Schneesicherheit gewährleisten muss, soll im Steg 9500 Kubikmeter Schnee künstlich produziert und mit Muldenkippern nach Vaduz transportiert werden. Wir reden hier von ca. 380 Fahrten hinauf und 380 Fahrten hinunter, jeweils 11.5 km pro Fahrt. Das heisst insgesamt 760 Fahrten beziehungsweise 8740 km, die von schweren, schwer beladenen Lastwagen in wenigen Tagen zur Weihnachtszeit zwischen Steg und Vaduz zurückgelegt werden müssen.

Um die erforderliche Menge Schnee zu produzieren, werden ca. 4000 Kubikmeter Wasser aus dem Stausee entnommen, und das zu einer Zeit, da sowieso wenig Wasser fliesst. Anstatt Strom zu produzieren wird Strom verbraucht, um Schnee zu produzieren.

All das, damit in Vaduz eine 11,5 m breite, 0,5 m dicke und 1,3 km lange Piste präpariert werden kann. Diese Zahlen stimmen jedoch nur, wenn das Wetter mitspielt. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass gerade um die Jahreswende häufig mit Föhn zu rechnen ist. Sollte dem beim Jahreswechsel 2019/2020 und 2020/2021 wieder so sein, dann wird der Veranstalter zu allen Mittel greifen (müssen), um eine Piste hinzukriegen, die den Anforderungen eines Weltcup-Rennens genügt. Chemie ohne Ende, darauf kann man Gift nehmen.

Nach der Veranstaltung muss der verdreckte und mit Wachsrückständen durchsetzte Schnee mit ca. 380 Lastwagenfahrten entsorgt werden. Es wurde auch schon die Idee verbreitet, dass mit dem Schnee eine Schlittenpiste für die Schulkinder von Vaduz planiert werden könnte.

Auch aus ökologischer Sicht ist die Sinnhaftigkeit dieses Anlasses also äusserst fragwürdig. Einer aufwändigen und umweltbelastenden Wasserentnahme im Steg, der anschliessenden Schneeproduktion und dem Schneetransport nach Vaduz folgen nach dem Anlass die Entsorgung des mit toxischen Wachsrückständen angereicherten Kunstschnees.

Selbst bei den im März dieses Jahres im Steg durchgeführten Schweizer Meisterschaften im Langlauf stiessen die Veranstalter an ihre Grenzen. Auch für diesen Anlass wurde im Vorfeld wochenlang Kunstschnee hergestellt. Als dann die Rennen losgingen, war aufgrund eines Wärmeinbruchs von dem riesigen Kunstschneehaufen nur noch wenig übrig. Die Veranstaltung konnte nur noch mit Müh und Not durchgeführt werden und die anschliessenden Aufräumungsarbeiten waren alles andere als befriedigend.

Aus all diesen Gründen sind wir der Ansicht, dass ein solcher Anlass für das Land Liechtenstein als Austragungsort nicht geeignet ist.

Weltweit sind Bemühungen im Gange, die Folgen des Klimawandels mit ambitionierten Massnahmen, unter anderem mittels einer Reduktion des CO2-Ausstosses, zu mildern. Leisten wir als Land Liechtenstein unseren Beitrag, indem wir uns gegen die Durchführung dieses Anlasses entscheiden, anstatt uns mit dem Kauf von CO2-Zertifikaten wieder reinwaschen zu wollen.

Ökologisch betrachtet ist das Vorhaben einfach birraweich!! Wir hoffen, bei der Volksabstimmung gibt es eine klare und unmissverständliche Absage.

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