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PDF-DownloadReferendumskomitee – 3. Reputationsgewinn wiegt Kosten nicht auf
Es soll in Vaduz ein Megaevent geben und das gleich zweimal, nämlich am 31. Dezember 2019 und am 1. Januar 2020. Wenn‘s nach den Plänen des Liechtensteinischen Skiverbandes (LSV) geht, sollen sich die Superstars der Langlauf-Szene an diesen Terminen in Liechtenstein treffen und dem zahlreich – so die Hoffnung – im Städtle sich drängenden Publikum ihre Kraft und Ausdauer demonstrieren.
Dutzende Millionen von Fernsehzuschauern sollen angeblich diesen Event, eine Etappe im Rahmen der so genannten «Tour de Ski», am Bildschirm mitverfolgen.
Für Liechtenstein sei das eine einmalige Chance, wird argumentiert. Liechtenstein bekomme für den Preis von CHF 800‘000 zwei grosse Events mit internationaler Ausstrahlung, erklärte etwa Marco Büchel in einem «Liewo»-Interview. Und weiter meinte er, Liechtenstein könne mit der Tour de Ski sein Image weiter verbessern und ein Zeichen setzen, so dass die Menschen, welche die Fernseh-Übertragung der Tour de Ski-Etappe in Vaduz sehen, sich sagen werden: «Da ist es schön, da wollen wir hin.»
Das ist doch Wunschdenken! Wer tatsächlich glaubt, nach der Austragung der Langlaufrennen im Städtle Vaduz würden mehr Touristen nach Liechtenstein kommen, glaubt wohl auch an das Christkind. Noch märchenhafter wirken die Argumente bezüglich Imagegewinn für unser Land, wie sie z.B. der Abgeordnete Johannes Kaiser im Landtag vertrat. Obwohl ihm nicht nur sein Kopf, sondern auch sein Bauch, wie er im Landtag bekannte, etliche Gründe aufgezählt hatten, warum er zum Verpflichtungskredit über CHF 800‘000 nein sagen sollte, sagte er ja – allein weil er sich vom geplanten Sport-Event einen «ausstrahlungskräftigen Imagetransfer» erhofft. Eine Reputation würden wir nicht durch noch so grosse Anstrengungen wie z.B. mit der Weissgeldstrategie auf dem Finanzplatz erreichen, meinte Kaiser, Finanzskandale würden uns immer wieder zurückwerfen und würden den Staat letztlich wegen des Imageschadens, wegen Gerichtsgebühren usw. weit mehr kosten als 800‘000 Franken. Man könne den Gewinn aus der Durchführung einer solchen internationalen Sportveranstaltung nicht in einer Zahl ausdrücken, erklärte Kaiser weiter; annähernd vielleicht, könnten dies höchstens Marketingspezialisten. Und mit der Behauptung, der Gewinn für unser Land werde weit höher sein als die Investition von CHF 800‘000, glaubte er wohl nachvollziehbar erklären zu können, warum er dem Verpflichtungskredit schliesslich zustimmte.
Selbst wenn man glaubt, die Durchführung einer «Tour de Ski»-Etappe sei ein Gewinn für das Land, darf man sich nach den Ausführungen von Johannes Kaiser fragen, was für einen Wert denn so ein Imagegewinn hat? Wenn wir uns mit der Weissgeldstrategie oder anderen ehrlichen Bemühungen und solidem Geschäftsgebaren keinen guten Ruf erarbeiten können, warum sollten wir dann damit spekulieren, dass wir uns mit einem Sportevent eine gute Reputation erkaufen können? Diese Art der Reputation wär doch nichts als Schminke, fremde Federn, mit den wir uns schmücken wollen, nichts als schöner Schein, völlig pseudo.
Auch wenn das Argument stimmen würde, dass wir mit der Tour de Ski mehr Touristen in unser Land locken könnten – was bringt uns das? Haufenweise willkommene Gäste oder Horden von Selfies knipsenden Durchreisenden, die sich nicht einmal sicher die Zeit nehmen, in Vaduz etwas zu essen und zu trinken, geschweige denn unser Land kennenzulernen. Wie soll sich aber das Image unseres Landes weiter verbessern, wenn sich die Touristen nicht einmal die Zeit nehmen, das Land besser kennenzulernen?
Im Übrigen dürfte die Touristiker im Land eher interessieren, wie viel sie verdienen, als wie sich das Image des Landes verändert. Ganz konkret: Unser Land bekommt vielleicht einen nicht messbaren Reputationszuwachs, aber wer wird reale Gewinne verbuchen und z.B. die Werbe-Einnahmen kassieren oder nach der Tour de Ski von einem Anstieg der Besucherzahlen profitieren?
Betrachten wir doch auch noch die Kehrseite der Medaille, die Kehrseite des erhofften Gewinns. Der Steuerzahler soll die Durchführung dieses Events berappen. Das ist das eine. Dass hohe «Umweltkosten» anfallen werden, das wird gar nicht in Abrede gestellt; unserer Meinung nach wurden die «Umweltkosten» aber von den Reputations-Optimisten schöngeredet. Der Reputationszuwachs wird nicht einmal die Umweltkosten wettmachen können.
Kaum erwähnt wurden bisher die gesellschaftlichen Kosten. Auch die Bevölkerung wird einen Preis bezahlen. Ein Beispiel: Die beiden Events sollen beim Jahreswechsel 2019 und 2020 stattfinden. Das bedeutet, dass um die Weihnachtszeit im Steg Schneekanonen dröhnen werden und in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr die Lastwagen den Schnee in Städtle herunterkarren werden. Während wie vielen Tagen wird der «Normalverkehr» in Vaduz gar nicht möglich sein? Wie lange dauert es, bis die Piste rund ums Städtle fertig und nach dem Rennen wieder weggeräumt ist? Weihnachtlich-besinnlich wird die Zeit für die Vaduzer wohl nicht.
In der Summe stehen die Gesamtkosten, also die realen Kosten, die Umwelt- und gesellschaftlichen Kosten zusammen, in keinem Verhältnis zum erhofften Imagegewinn für unser Land. Das ist Grund genug, nein zu sagen zur Durchführung der Langlaufrennen im Städtle Vaduz.
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