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Wie zerschneiden wir den gordischen Verkehrsknoten?

2019 Ausgabe 3 August Autor: Ado Vogt

Der Verkehr ist ein Dauerthema der liechtensteinischen Politik.

Durch die starke Industrialisierung, übrigens eine der höchsten weltweit, sind wir zu einem hoch entwickelten und einem der vermögendsten Staaten der Welt aufgestiegen. Die Einnahmen aus der Wirtschaft ermöglichten uns den Ausbau der Sozialwerke, der Infrastruktur des Gesundheitswesens und der Bildung.

Mit einer starken wirtschaftlichen Entwicklung kommt natürlich auch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, ganz einfach darum, weil die Arbeitnehmer irgendwie zur Arbeit gelangen müssen. Die Güter, die unsere Wirtschaft produziert, müssen physisch zu den Kunden gelangen. Die Vorprodukte des Gewerbes können ebenfalls nicht per Datenübertragung versandt werden.

Dass ein hochentwickeltes Land wie unseres auch eine grosse Aufgabe hat, was die Mobilität seiner Bewohner betrifft, ist nicht aussergewöhnlich, sondern einfach normal. Der Verkehr ist eine Aufgabe, die sich dem Staat bzw. der Politik täglich stellt.

Liechtenstein hätte aufgrund der Kleinheit und des ansehnlichen Vermögens die Möglichkeit, in der Verkehrspolitik einen grossen Wurf zu machen. Aktuell betreiben wir aber nur «Pflästerlipolitik», eine Busspur hier, ein Kreisel da, eine Strassensperrung dort. Auch die S-Bahn ist keine Lösung für die Aufgabe, die sich Liechtenstein in Sachen Verkehr unbestritten stellt. Für viel Geld bekommt man wenig Verkehr von der Strasse.

Wichtig ist, nicht einen Verkehrsträger gegen den anderen auszuspielen. Die Politik wird beim Volk nicht die notwendige Unterstützung für eine substanzielle Investition bekommen, wenn Bus gegen Auto oder Auto gegen Velo ausgespielt wird.

Jeder Verkehrsträger hat seine Berechtigung.

Wir sollten den Mut haben, alle Verkehrsträger in einer umfassenden Lösung zu berücksichtigen.

Wieso nicht eine reine Transitroute vom Schaanwald unter dem Schellenberg bis zur Schweizer Autobahn graben? Feldkirch macht es uns doch vor: Mit der geplanten Tunnelspinne wird der Durchgangsverkehr aus der Stadt rausgenommen. Feldkirch, ganz Vorarlberg wird von dieser grossen Investition in die Verkehrsinfrastruktur profitieren.

Warum sind wir in Liechtenstein im Vergleich so zaghaft? Was hält uns davon ab, mutige  Verkehrslösungen zu planen und auch zu realisieren? Liechtenstein wird viel in die Verkehrsinfrastruktur investieren müssen. Da kommen wir gar nicht drum herum.

Also täte die Politik doch gut daran, den Tatsachen in die Augen zu sehen und die Verkehrsproblematik vorausschauend anzupacken.

Liechtenstein könnte und sollte das bestehende Strassennetz ausbauen und optimieren, könnte und sollte mehr in den Schienenverkehr und ÖV investieren, könnte und sollte mehr für die Radfahrer und Fussgänger tun.

Wir werden aber nirgendwo hinkommen, wenn wir weiterhin den einen Verkehrsträger gegen den andern ausspielen.

Mit einer umfassenden innovativen Verkehrspolitik könnten wir ein wichtiges Problem für die nächste Generation lösen.

Die Mittel haben wir, der Mut scheint uns aber zu fehlen.

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