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«Wir dürfen ruhig dankbarer sein»

2021 Ausgabe 1 Januar 2021 Autor: Pio Schurti

Adi Wohlwend, Schellenberg

Adi Wohlwend ist bekannt als «dr Adi Moto». Er lebt seit über 51 Jahren in Schellenberg und hat zwei Söhne. Sein Rufname Adi Moto lässt es nicht gleich vermuten, Adi ist aber ein sehr naturverbundener Mensch. Seine Grosseltern waren einfache Bauern und Selbstversorger. «Bei ihnen konnte ich schon als kleiner Bub das Anpflanzen von Obst und Gemüse üben und lernen, wie man eine kleine Landwirtschaft führt», erinnert sich Adi. Geprägt hat Adi in jungen Jahren auch seine Mitgliedschaft in diversen Dorfvereinen. Es war ihm stets wichtig, zusammen mit Freunden etwas unternehmen zu können.

Nach der Mechanikerlehre zog es Adi für einige Monate nach Brasilien. «Zum ersten Mal sah ich, wie ungerecht Gut und Geld verteilt sind. Die Schwächsten der Gesellschaft leiden unter Armut und Hunger. Bettelnde Kinder sitzen an jeder Ecke. Ein unbeschreibliches Erlebnis war für mich, als wir mit einer Horde Kinder in einen Fast Food Kiosk gingen. Der Betreiber wollte uns nicht in seiner Baracke haben, bis ich ihm einen 20 Dollarschein zeigte. Danach bestellten wir so viel zu essen und zu trinken, bis alle hungrigen Kinder satt waren», erzählt Adi.

An Weihnachten in jenem Jahr verteilten Adi und ein paar Mitreisende Grundnahrungsmittel an Bedürftige. Nicht nur die strahlenden Augen der Kinder wird Adi nie vergessen, sondern auch die Dankbarkeit der Mütter. Ihm wurde bewusst, wie schlimm es speziell für Eltern sein muss, nicht in der Lage zu sein, für die Kinder zu sorgen.

«Unvergesslich auf meiner Reise durch Brasilien bleibt auch die Bootsfahrt von Manaus nach Belem auf dem Amazonas, als die Kinder der Ureinwohner mit Flossen zum Schiff kamen und um Kleider bettelten. Erst nach meiner Heimkehr wurde mir richtig bewusst, in welchem Wohlstand und Überfluss wir leben. Das ist nicht selbstverständlich und wir dürften ruhig dankbarer dafür sein», sagt Adi.

Mit 30 Jahren gründete er seine eigene Firma. Im gleichen Jahr wurde sein ältester Sohn geboren. «Dass meine Frau zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert, war mir wichtig», erklärt Adi. «Leider ist das heute fast nicht mehr möglich. Zu viele Familien sind auf die Löhne von beiden Elternteilen angewiesen. Oft wird davon geredet, dass speziell für die Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden sollte. Dagegen ist nichts einzuwenden. Wir müssten uns aber bewusst sein, dass viele Frauen Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssen», gibt Adi zu bedenken. «Sie müssen, weil die Familie den Lohn von Vater und Mutter braucht, aber nicht, weil die Familienarbeit zu wenig ist.»

Als 34jähriger wurde Adi in den Schellenberger Gemeinderat gewählt und war in diversen Kommissionen tätig. «Neben Familie und Politik ist der Motorradrennsport meine grosse Leidenschaft», erklärt Adi. «Zuerst als Mechaniker, später als Teamchef und als Rennfahrer war ich auf Rennplätzen in der ganzen Welt anzutreffen. Heute bin ich als Fahrinstruktor tätig, vermiete Rennmotorräder und organisiere Renntrainings, im In- wie im Ausland.»
Zu seiner Kandidatur erklärt Adi: «Das politische Geschehen in der vergangenen Legislatur sowie die Abstimmungen über die «Tour de Ski» und die S-Bahn, motivierten mich für eine Kandidatur. Ich bin seit der Gründung stolzes, überzeugtes Mitglied der Unabhängigen. Unsere Politik braucht keinen Fraktionszwang oder gar parteipolitische Mogelpackungen. Gesunde Politik braucht eine starke Opposition.»

«Die Politik unseres Landes darf nicht zu Lobbyismus, Günstlingspolitik und Vetternwirtschaft verkommen, sondern soll sich an seinen Grundwerten orientieren.
Soziale Gleichberechtigung der Familien, Förderung der Jugend, Erhaltung unserer Kultur, Förderung und Stärkung der KMUs, eine grössenverträgliche Wirtschaft sowie ein schlanker und effizienter Staatsaushalt sind mir die grössten Anliegen!» sagt Adi Wohlwend. In diesen Bereichen möchte er sich besonders einsetzen.

«Immer höher, weiter, breiter, grösser ist nicht immer das Beste für Liechtenstein, davon bin ich überzeugt. Wir müssen Sorge tragen zu dem, was unsere Eltern und Grosseltern für uns aufgebaut haben und aus diesem Land gemacht haben.»
Mit diesen Worten macht Adi Wohlwend klar, was er unter bodenständig und nah am Volk versteht. (ps)

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